Zurechtfinden im 49€-Wirrwar - Was bedeutet das Deutschlandticket für Studierende?

Datum: 16.03.2023

Nach dem Erfolg des 9€-Tickets für günstige Mobilität im Sommer 2023 soll nun die Fortsetzung kommen: Das 49€-Ticket. Wie bei so einigen politischen Maßnahmen der letzten Monate, werden die Interessen der Studierenden auch in dieser Angelegenheit nicht berücksichtigt. Was das 49€-Ticket für die Studierenden bedeutet und weshalb wir bislang keine klaren Aussagen zur Zukunft des Semestertickets treffen können, möchten wir euch mit diesem Beitrag näher bringen.

Das 49€-Ticket und das Semesterticket

In letzter Zeit wird uns häufiger die Frage gestellt, was mit dem Semesterticket passiert, wenn das 49€ DeutschlandTicket kommt. Da die Planungslage des 49€-Ticket und möglicher Alternativen zum aktuellen Zeitpunkt weiterhin ungewiss ist, stehen uns aktuell zu wenig Informationen zur Verfügung, um diese Frage zufriedenstellend zu beantworten. Auch ist zu berücksichtigen, dass das landesweite Semesterticket von der Idee bis zur finalen Umsetzung fünf Jahre in Anspruch genommen hat. Dies gilt es bei der Beurteilung der derzeitigen Situation zu berücksichtigen.

Trotzdem möchten wir euch einen Einblick in den derzeitigen Stand der verschiedenen Ansätze für Mobilitätslösungen für Studierende geben. Dabei möchten wir uns im Folgenden auf die wichtigsten drei konzentrieren:

  • Ein vergünstigtes und individuell verfügbares Deutschlandticket

  • Ein individuell verfügbares Bildungsticket für Niedersachsen und Bremen (29€-Bildungsticket)

  • Eine Anrechnung des Semestertickets beim Kauf des Deutschlandtickets

Vergünstigtes Deutschlandticket (u.a. für Studierende, Auszubildende und Freiwilligen-dienstleistende)

Vielerorts sind Forderungen nach einem vergünstigten Deutschlandticket, u.a. für Studierende, Auszubildende und Freiwilligendienst-Leistende zu hören. Hier gab es bereits erste Initiativen des freien zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) und anderer Beteiligter, wie z.B. des Deutschen Studierendenwerks, für ein bundesweites vergünstigtes Deutschlandticket. Kurzfristig sind hier keine Erfolge vorzuweisen. Ein geplanter Dialog des fzs mit einer Bundestagsabgeordneten der Grünen fand mit Verweis auf die Zuständigkeit der Länder nicht statt. (Statement des fzs: https://www.fzs.de/2022/12/09/mobilitaet-fuer-alle-garantieren-49-e-ist-viel-zu-viel/)

Zudem ist die Finanzierung des 49€-Tickets in langer Perspektive unklar. Ursprünglich wurde von einer Dynamisierung der Preise nach zwei Jahren gesprochen; neuere Stimmen sprechen davon, dass sich der Preis des 49€-Tickets bereits nach einem Jahr ändern könnte. Die Verbraucherzentralen fordern eine Preisgarantie bis 2025. Im Moment ist klar, dass die Finanzierung des 49€-Tickets durch Bund und Land auf noch sehr wackligen Beinen steht, was eine Anpassung unseres Angebots durch das landesweite Semesterticket sehr unsicher macht. (vgl. https://www.zeit.de/mobilitaet/2023-02/oepnv-49-euro-ticket-verbaucherzentrale-preisgarantie?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F).

29€-Bildungsticket für Niedersachsen und Bremen

Im Koalitionsvertrag der aktuellen Landesregierung ist ein Bildungsticket für Niedersachsen geplant. Dieses 29€-Bildungsticket soll für Schüler:innen, Azubis und FSJler:innen landesweit gültig sein. Laut dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies ist in diesem Jahr nicht mit einem Start zu rechnen, es soll aber im Laufe der Legislaturperiode bis 2027 umgesetzt sein. (vgl. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bahn-hannover-verkehrsminister-einfuehrung-von-49-euro-ticket-zum-1-mai-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230118-99-265474).

Zu unserem Unmut werden Studierende nach aktuellem Stand in dem Bildungsticket nicht berücksichtigt. Und auch bei einer Berücksichtigung dieser kämen weitere Fragen auf, die es zu klären gälte. So wäre eine Altersgrenze, die aktuell für das Bildungsticket vorgesehen ist, für die Statusgruppe der Studierenden nicht praktikabel. Zudem sind viele Studierende auf die grenznahen Strecken außerhalb von Niedersachsen angewiesen, die aktuell im landesweiten Semesterticket enthalten sind und möglicherweise in einem Bildungsticket wegfallen würden. Auch ist unklar, ob der komplette ÖPNV (Busse, Straßenbahn, U-Bahnen) in dem Bildungsticket integriert wäre. Dies würde eine deutliche Aufwertung des Leistungsangebots im Vergleich zum aktuell geltenden landesweiten Semestertickets bedeuten.

Upgrade-Möglichkeit des Semestertickets zum 49€-Deutschlandticket

Im 49€-DeutschlandTicket sind Leistungen enthalten, die bereits durch das Semesterticket abgedeckt werden. Diese Dopplung muss bei Besitz beider Tickets verhindert werden und stattdessen muss eine Form der Ticket-Anrechnung möglich sein. Dafür stehen wir bereits im Dialog mit den Verkehrsunternehmen, um eine geeignete Upgrademöglichkeit des Semestertickets zum 49€-Ticket zu finden, die auch mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt. Wir fordern, dass Studierende den Preis des Semestertickets beim Kauf des 49€-Deutschlandtickets angerechnet bekommen.

 

Wir fordern von der Politik, die Studierenden in der Diskussion und in der Planung des 49€-Tickets mitzudenken. Außerdem müssen klare Aussagen für die langfristige Umsetzung des 49€-Ticket unter Einbezug der Studierenden getroffen werden. Wir dürfen in dieser Diskussion um nachhaltige niedrigschwellige Mobilität nicht vergessen werden!

 

Wir halten euch auf dem Laufenden, sobald es Neuigkeiten gibt.

 

Euer AStA der TU Braunschweig