Gedenktag 8. Mai 1945 - Tag der Befreiung

Datum: 08.05.2023

Heute vor 78 Jahren wurden Deutschland und Europa vom Nationalsozialismus befreit. Die Herrschaft der Nationalsozialisten steht wie keine andere für Terror, Mord, Krieg und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Die Lehre von damals kann nur sein: Nie wieder!
 
Doch 78 Jahre nach der Befreiung erleben wir, wie Rechtsextreme und ihre Propaganda immer weiter auf dem Vormarsch sind. Sie sitzen wieder in den Parlamenten dieser Republik und sie sind schon lange wieder für Mord und Terror verantwortlich. Seien es die Pogrome von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen in den 90er Jahren oder die Terroranschläge von Halle, Hanau und die NSU-Morde. Rechte Gewalt und rechter Terror sind längst wieder allgegenwärtig. Wenn wir also heute der Opfer von damals gedenken, gedenken wir auch aller Opfer rechter Gewalt nach 1945, denn nationalsozialistisches Gedankengut hat nach 1945 nicht einfach aufgehört zu existieren. Vielmehr lebte und lebt es in den Köpfen vieler Menschen weiter fort.
 
Angesichts dessen und der zunehmenden rechten Gewalt sollte man meinen, dass ein Aufschrei durch Politik und Gesellschaft geht. Doch das Gegenteil ist der Fall. Vielmehr sorgen führende Politiker*innen, von vermeintlich demokratischen Parteien, mit ihren Aussagen über „Paschas“ und „Sozialtourismus“ dafür, dass der Hass immer weiter befeuert wird und immer tiefer in die Gesellschaft eindringen kann. Gleichzeitig lassen der Staat und seine vermeintlichen Sicherheitsorgane Betroffene und Opfer von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt alleine und blockieren die Aufklärung von rechten und rassistischen Vorfällen in ihren eigenen Reihen.
Angesichts eines Staates, welcher seiner Verantwortung immer weniger gerecht wird, liegt es an der Zivilgesellschaft, den Satz „Ihr seid nicht dafür verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht dafür schon“, des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer endlich mit Leben zu füllen.

Deshalb dürfen wir niemals aufhören, gegen Nazis auf die Straßen zu gehen. Wir dürfen niemals aufhören, uns für die Aufnahme von Geflüchteten einzusetzen. Wir dürfen es niemals hinnehmen, wenn Polizei und Staat die Aufklärung von Verbrechen in ihren eigenen Reihen verweigern. Wir dürfen niemals aufhören, unsere Stimme zu erheben, und wir dürfen niemals aufhören, uns dem rechten Hass entgegenzustellen.
 
Heute, am Tag der Befreiung, gedenken wir also nicht nur der Millionen Opfer zwischen 1933 und 1945, sondern auch aller Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in den Jahren nach 1945. Das Gedenken an die Opfer von damals und heute und das Bewusstwerden der Verbrechen ist essentiell, denn wie sagte der Holocaust-Überlebende Primo Levi bereits 1986: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“.
 
Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!