Tarifvertrag für Studentische Beschäftigte jetzt!
Zum ersten Mal in der Geschichte vieler Bundesländer, darunter auch Niedersachsen, werden gerade Forderungen zugunsten der Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter von den Gewerkschaften mit in die Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst genommen. Das kann gerade möglich sein, weil viele Menschen über die gesamte Bundesrepublik hinweg das vergangene Sommersemester dafür genutzt haben, um die Kerngedanken der TVStud-Kampagne unter den Studierenden und allen Solidarischen zu verbreiten und öffentlichkeitswirksam gegenüber der Politik zu vertreten. Die Kerngedanken von TVStud gründen sich auf einem großen Ungleichheitsverhältnis zwischen studentischen Beschäftigten und ihren Arbeitgeber*innen, den Ländern der jeweiligen Bundesländer, welches in der Studie „Jung, akademisch, prekär“ aus dem Jahr 2021 festgehalten wurde.
Doch wie sich zeigt scheint die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), das ist der Arbeitgeber*innenverband mit dem gerade verhandelt wird, nicht ganz so angetan von den Forderungen zu sein, die ihr jetzt präsentiert werden. Seit ca. zwei Wochen ist klar, dass die TdL trotz politischer Versprechen, u.a. im Koalitionsvertrag, sämtliche Forderungen von TVStud ablehnen möchte. Damit würde die größte Tariflücke im öffentlichen Dienst mit ca. 300.000 Beschäftigten bestehen bleiben. Die Begründungen die dafür herangezogen werden, sind eine haarsträubender als die andere. Die 11.000 befragten studentischen Beschäftigen aus der Studie werden alle als Einzelfälle deklariert und aus verschiedenen Zitaten von Politiker*innen geht hervor, dass sie die Vielfalt der studentischen Lebensrealitäten in ihrer Unterschiedlichkeit verkennen.
Das ist ziemlich schade, verwundert uns aber gar nicht mal so sehr. Denn das Übergehen studentischer Interessen ist etwas, das uns in unserer täglichen Arbeit im AStA begegnet und zu einer traurigen Realität geworden ist. An vielen Stellen werden Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg getroffen, uns werden Räume weggenommen oder vorenthalten und einem Großteil der Studierenden ist die Teilhabe an wichtigen inneruniversitären Prozessen nicht möglich.
Wir als AStA versuchen immer wieder gegen das Ignorieren studentischer Interessen vorzugehen und fordern die TU Braunschweig deshalb erneut auf, sich für die Belange ihrer Studierenden einzusetzen. Werden Sie sich der Verantwortung und Macht bewusst, die Sie als große Institution in unserem Gesellschaftssystem haben und handeln Sie entsprechend. Üben Sie endlich Druck auf die Landesregierung aus und schieben Sie die Verantwortung nicht auf irgendwen anders. Stellen Sie den Studierenden autonome Freiräume zur Verfügung, begrünen Sie den Universitätsplatz und hören Sie damit auf progressiven Ideen aus der Studierendenschaft mit Gegenwind zu begegnen.
Wir als AStA werden weiter gegen Blockadehaltungen, wie sie uns in vielen Bereichen begegnet, vorgehen. So anstrengend, kräftezehrend und niederschmetternd es manchmal auch sein mag. Den Mut nicht zu verlieren und neue Kraft immer wieder anzubringen ist ungeheuer wichtig. Und wir sind davon überzeugt, dass es sich lohnt für unsere Interessen und unsere Werte einzustehen. Genau so sehr sind wir davon überzeugt, dass es sich lohnt, wenn wir uns als Studierende zusammentun, weitermachen und eine starke Repräsentation haben, die unsere Interessen innerhalb und außerhalb der Universitäten vertritt. Es hilft, sich bewusst zu machen, wie groß die Macht eigentlich ist, die wir durch unsere Masse aufbringen können. Studierende sind die größte Statusgruppe einer jeden Universität. Und auch der Anteil der studentischen Beschäftigten im Verhältnis zu der Gesamtbeschäftigtenzahl kann sich sehen lassen. Hier an der TU Braunschweig gibt es etwa 1.800 studentische Beschäftigte insgesamt. Also HiWis zur Unterstützung des Lehrbetriebs wie auch zur technischen und administrativen Unterstützung. Insgesamt sind an der TU etwa 6.000 Menschen beschäftigt. Wir machen also fast ein Drittel der gesamten Belegschaft aus. Das sollte nochmal verdeutlichen, wie essenziell wir mit unserer Arbeit für das Funktionieren der gesamten Universität sind.
Stellt euch mal vor, was wir erreichen könnten, wenn wir alle unsere Kapazitäten zusammenlegen und gemeinschaftlich für unsere Rechte einstehen würden. Das meine ich auf jeden Fall auch in Bezug auf unsere Arbeitsrechte gegenüber dem Land Niedersachsen. Um Dinge zu erreichen muss man manchmal aber manchmal auch gar nicht so weit weg schauen und kann gerne bei sich vor Ort anfangen. Was manchmal ein Hindernis sein kann, sich für etwas einzusetzen, ist der Gedanke dass es einem in der Situation selbst ja gar nicht so schlecht geht. Mit einem Blick auf und einer Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien, die die Gesellschaft einem zuteilwerden lässt, kann man das aber überwinden.
Also macht weiter oder fangt an. In eurem Wirkungsfeld und genau da wo ihr gerade seid. Denkt an euch und denkt an die anderen, denn wir brauchen Solidarität!
Und in diesem Sinne möchte ich gerne nochmal ganz herzlich allen danken, die heute ihren Weg hierher gefunden haben, und ganz explizit auch denen, die selber eventuell gar nicht von einem TVStud profitieren würde. Dazu gehören alle Beschäftigten vom Hochschulservice, aus dem Einzel- und aus dem Großhandel, vom Staatstheater und natürlich alle Beschäftigten von der TU Braunschweig, anderen Hochschulen und vom Studierendenwerk. Wir sehen eure Arbeit jeden Tag, wir schätzen die Begegnungen mit euch sehr und wir freuen uns, euch heute hier zu sehen!